Im März 2021 wurde die infolge der Covid-Pandemie verursachte Lieferkettenunterbrechung durch die Blockade des Suezkanals durch das Container-Großschiff Ever Given weiter verstärkt. Es dauerte sechs Tage, um die Ever Given von den Ufern des Kanals zu befreien. Die Unterbrechung des Handels war so folgenschwer, dass die ohnehin bestehenden Engpässe in den Lieferketten noch verschärft wurden; es dauerte mehrere Monate, bis sich die globalen Lieferketten wieder in die gewohnten Muster eingependelt hatten. 

Die Schifffahrt durch den Suezkanal und das Rote Meer ist nun erneut gefährdet, diesmal jedoch durch eine Bedrohung, die hartnäckiger, vielfältiger und nachhaltiger ist: Angriffe der Houthi auf Handelsschiffe. Der Zeitpunkt ist für den Welthandel denkbar ungünstig, da sich der Rückgang des Warenaustauschs nach den Feiertagen abflacht und das Volumen zunimmt. 

 

Bedrohung durch die Houthi

Seit November 2023 richtet die Houthi-Bewegung (Anṣār Allāh) sowohl Anti-Schiffs-Raketen als auch Luft- und Seeangriffe gegen Schiffe in der Straße von Bab al-Mandab und an verschiedenen Orten im Roten Meer. Angeblich soll damit wirtschaftlicher Druck ausgeübt und der anhaltende Konflikt im Nahen Osten gestoppt werden.

Da dieser Konflikt noch einige Zeit andauern könnte, ist mit weiteren Störungsversuchen des Handels im Roten Meer zu rechnen. 

Die Houthis sind äußerst hartnäckig. Sie widersetzen sich seit einem Jahrzehnt dem Eingreifen von außen in den jemenitischen Bürgerkrieg und drängten sogar die Truppen der saudischen Koalition zurück. Die im Dezember angekündigte internationale Marineoperation Prosperity Guardian konnte die Angriffe auf die zivile Schifffahrt zunächst nur langsam reduzieren.

Auf der diesjährigen Münchner Sicherheitskonferenz zählten die Angriffe der Houthi auf die Schifffahrt im Roten Meer neben der Ukraine und dem anhaltenden Konflikt zwischen Israel und Hamas zu den größten Bedrohungen für die globale wirtschaftliche Sicherheit[1]. Da der Inflationsdruck infolge des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine gerade erst nachlässt, könnten weitere Preisschocks zu einer erheblichen Destabilisierung führen. 

 

Alternative Routen

Die Angriffe der Houthi haben mehrere Reedereien dazu veranlasst, ihre Schiffe komplett um das Kap der Guten Hoffnung herum zu leiten. Der globale Logistikriese Maersk kündigte diese Änderung am 2. Januar 2024 an.[2] Die Gesamtstrecke von Rotterdam nach Singapur über das Kap beträgt 11.720 Seemeilen. Dem gegenüber stehen 8.440 Seemeilen bei der Route durch den Suezkanal. Die längere Fahrt führt möglicherweise zu höheren Betriebskosten durch höher ausfallende Löhne der Besatzung und Wartungskosten. Dennoch könnte zusätzlicher Bunkertreibstoff billiger sein als die Kosten für die Durchfahrt durch den Suezkanal.[3]

Alternativen wie die Panamakanalroute, bei der Schiffe aus ostasiatischen Häfen den Pazifik überqueren und den Indischen Ozean ganz auslassen würden, haben eigene Nachteile. Der Panamakanal ist auf Regenfälle angewiesen, damit größere Schiffe den Isthmus passieren können. Aktuell herrscht Trockenzeit und obwohl die Behörden den Schiffsverkehr derzeit nicht einschränken, ist er wetterabhängig.[4]

 

Fortgeführte Unterstützung durch Versicherungen

Das Rote Meer und der Suezkanal sind nach wie vor der direkteste und kostengünstigste Weg zwischen den europäischen Häfen, der amerikanischen Ostküste und den Produktionszentren in Asien. Dadurch ergibt sich ein herausforderndes Umfeld für die Versicherer, das jedoch ständig überwacht wird. Ferner hält das Joint War Committee Zusammenkünfte ab, um regelmäßig über die Lage zu informieren. 

Die Versicherung unterstützt seit langem den internationalen Handel. Globalisierte Lieferketten, die auf den Suezkanal und die Route über das Rote Meer angewiesen sind, müssen zur Vermeidung weiterer Inflationsschocks aufrechterhalten werden. Bei Liberty Specialty Markets unterstützen wir unsere Kunden in Zeiten geopolitischer Spannungen. Was die Versicherungsvorsorge betrifft, besteht eine konsistente Nachfrage. Schlussendlich ist die Seekriegsversicherung für derartige Ereignisse vorgesehen. Mit einer dynamischen Preisgestaltung, die unsere Einschätzung des sich verändernden Risikoumfelds widerspiegelt, bieten wir unseren Kunden weiterhin Versicherungsschutz. 


 

[1] https://foreignpolicy.com/2024/02/15/munich-security-conference-biden-putin-ukraine-china-trump-presidency/

[2] https://swzmaritime.nl/news/2024/01/09/maersk-continues-to-re-route-around-cape-of-good-hope/#:~:text=Maersk%20has%20announced%20that%20all,their%20vessels%20around%20South%20Africa.

[3] Containerschiffe auf der Kaproute | Global Maritime Hub

[4] Exklusiv: Panamakanal plant keine Transitbeschränkungen bis mindestens April | Reutersers