Wie beurteilt ein Underwriting-Team ein Risiko, das faktisch nicht existiert? Das ist die Herausforderung, vor der Bauleistungsversicherer Tag für Tag stehen – eine Vision zu versichern, die erst noch umgesetzt werden muss.

In dem Moment, in dem sich der Makler an uns wendet, existiert die Brücke oder der Tunnel oder das Autobahnkreuz, das gebaut werden soll, nur in den Köpfen seiner Konstrukteure. Es mag mittels Konstruktionssoftware entworfen und verbindlich auf Papier gezeichnet worden sein, aber es gibt daran nichts, was unsere Risikoingenieure überprüfen könnten. Die Baustelle selbst kann kaum mehr sein als eine Brachfläche am Rande einer asiatischen Stadt oder ein flacher Fluss, der in Amerika durchs Wattenmeer fliesst. Doch damit mit dem Bau begonnen werden kann, muss eine Versicherung vorhanden sein – deshalb ist die Aufgabe des Bauleistungsversicherers so wichtig.

Die Beschaffenheit des Markts

Die Baubranche und insbesondere die grossen zivilen Infrastrukturprojekte, auf die sich Liberty Specialty Markets konzentriert, boomt. Während viele Länder mit einer stagnierenden Wirtschaft konfrontiert sind und ein Grossteil der Welt unter den sinkenden Öleinnahmen leidet, investieren Regierungen in die Infrastruktur, um ihre Wirtschaftssysteme in einem akzeptablen Zustand zu halten. Laut den Experten des McKinsey Global Institutes werden weltweit jährlich rund 2,5 Milliarden Dollar für Strassen, Eisenbahnen, Häfen, Abwasserkanäle, Telekommunikationssysteme und andere Infrastrukturen ausgegeben. Der jüngste Bericht von Oxford Economics hat ergeben, dass das Volumen von Bauleistungen bis 2030 weltweit um 85 % auf 15,5 Billionen Dollar wachsen wird, wobei drei Länder – China, die USA und Indien – an der Spitze stehen und zusammen 57 % des globalen Wachstums ausmachen. Aus Sicht eines Bauleistungsversicherers deuten also alle Indikatoren darauf hin, dass die Nachfrage nach einer qualitativ hochwertigen, umfassenden Deckung von Bauleistungen auf absehbare Zeit stabil bleiben wird.

 Baurisiken gibt es in allen Formen und Grössen; einer der florierenden Kernbereiche von LSM sind Tiefbauprojekte – öffentliche Infrastrukturprojekte an unterschiedlichsten Orten vom Ausbau der Purple Line in Los Angeles, Kalifornien, bis hin zu einem völlig neuen U-Bahn-System und rollendem Material in Katars Hauptstadt Doha. Unser Interesse an grossen und komplexen Projekten hat dazu geführt, dass wir bei der Entwicklung von Häfen, Hochgeschwindigkeitsstrecken und ikonischen Brückenkonstruktionen sowohl eine führende als auch tragende Rolle übernommen haben. Als Underwriter werden wir oft gefragt, ob wir eine bestimmte Art von Projekten "lieber mögen" als andere. Unsere Antwort darauf ist, dass es für uns weniger wichtig ist, was genau gebaut wird, sondern viel mehr, wer daran beteiligt ist.

Nicht bekannte Unbekannte

Wie reagieren wir also auf ein Projekt, das nur auf dem Papier existiert? Wie können wir ausreichend Vertrauen dazu finden, um die Ressourcen von LSM zu seiner Unterstützung einzusetzen? Schliesslich ist ein Projektplan relativ schnell entworfen. Die Frage ist, auf wie viel Substanz die Pläne und schematischen Darstellungen bauen. Die Antwort darauf kommt für eine Branche, die von Maschinen und Technik beherrscht ist, vielleicht überraschend: Es kommt auf die Menschen an.

Das Wichtigste ist es, ganz genau zu verstehen, für wen wir arbeiten. Ist es der Eigentümer des Projekts, der Bauträger, oder ist es ein für die Projektumsetzung beauftragter Dritter? Das 'Wer' ist für uns so wichtig, weil es in diesem frühen Stadium wirklich die einzige greifbare Tatsache ist. Es gibt keinen Ort, wohin wir unsere Risikoingenieure schicken könnten; es gibt nichts Physisches zu untersuchen oder zu inspizieren – aber es gibt ein Unternehmen mit einer Erfolgsgeschichte und einer Philosophie. Alle Mitglieder unseres Risk Engineering-Teams haben in genau den Branchen gearbeitet, in denen sie jetzt hinsichtlich des Risikomanagements beraten, und damit die Grundlage für eine echte Partnerschaft mit unseren Versicherungsnehmern schaffen.

Für uns startet ein Grossprojekt idealerweise damit, dass sich der Kunde unserem Team präsentiert. Das gibt uns das bestmögliche Gefühl dafür, wie das Projekt aufgestellt ist und auf welche Art es gehandhabt werden wird. Bei einer solchen Präsentation ist es dann, wo wir die Fragen stellen, deren Antworten uns zusammen mit unserer 4-Säulen-Methode ein tiefgreifenderes Verständnis des jeweiligen Risikos vermitteln. Parallel dazu nutzen wir entweder unser vorhandenes Wissen über den Kunden oder führen entsprechende Recherchen durch, um die Informationen zu erheben, die wir für eine fundierte Underwriting-Entscheidung benötigen.

Unser Ziel ist es, uns ein möglichst genaues Bild von der Geschäftspraxis des Kunden zu machen. Dieser Vorgang dauert für ein Unternehmen, das wir kennen, möglicherweise nur einige Stunden – unser Fokus auf Wiederholungsgeschäfte auf Basis langfristiger Beziehungen bedeutet, dass viele Kunden bereits mit uns zusammengearbeitet haben – oder er kann sich über Wochen hinstrecken. Unsere Maklerpartner spielen hier eine wesentliche Rolle und helfen dem Kunden zu verstehen, welche Informationen wir in welcher Form benötigen. Das Risikoregister des Kunden vermittelt uns beispielsweise ein umfassendes Verständnis dafür, wie das Unternehmen verschiedenste Risiken bewertet und damit umgeht. Hieraus können wir einen unschätzbaren Einblick in seine Denkweise gewinnen.

Eines der Ziele von LSM als Unternehmen ist es, den Lebensstandard menschlicher Gemeinschaften zu erhöhen, indem wir den Aufbau von Infrastrukturen unterstützen, die Leben verbessern und die wirtschaftliche Entwicklung fördern. Dies ist eine konkrete Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen. Selbst wenn wir also die endgültige Vision des Bauträgers nicht erkennen können, bemühen wir uns doch, die Menschen hinter der Vision zu verstehen – und das ermöglicht es uns, eine Idee als greifbares Risiko zu erfassen, das wir versichern können.

Makler sind ebenfalls ein wesentlicher Teil des Prozesses. Ihre Kenntnis des Kunden und ihr tiefes Verständnis der Natur des fraglichen Risikos ist für den Entscheidungsprozess von essentieller Bedeutung. Ihre Hilfe beim Aufbau dieser Beziehung zwischen uns und dem Kunden dient als solide Grundlage für eine dauerhafte Partnerschaft. Und wenn es eine Sache gibt, die Sie über Bauleistungsversicherer sagen können, dann ist es, dass sie wissen, wie wichtig solide Fundamente sind.

ANLAGE 1

WIE MAKLER DEM LSM-TEAM FÜR BAULEISTUNGSVERSICHERUNGEN HELFEN KÖNNEN

  • Helfen Sie uns, die richtigen Informationen in der richtigen Form zu bekommen. Zu viel kann genauso nutzlos sein wie zu wenig.
  • Seien Sie sich bewusst, welche wichtige Rolle ein Meeting mit dem Kunden bei unseren ersten Entscheidungen spielt.
  • Wir werden Ihren Kunden auf dem Weg zur Verwirklichung ihrer langfristigen Vision weitere LSM-Produkte vorschlagen. Wir sind der Meinung, dass wir in unserem gesamten Unternehmen genügend gut aufgestellt sind, um nützliche Ideen anzubieten und unsere Beziehungen wirksam einzusetzen, sodass der Wert für den Kunden maximiert wird.
  • Wir sind bestrebt, das Silodenken, das Makler und Underwriter trennen kann, aufzubrechen. Wir sind stets darum bemüht, ganzheitlich für Sie und Ihre Kunden zu denken. Ebenso wichtig ist, dass wir daran arbeiten, das Silodenken in unserem eigenen Unternehmen abzuschaffen.

 

ANLAGE 2

WIE LSM EIN BAULEISTUNGSRISIKO VERSTEHT: DIE 4-SÄULEN-METHODE

Die Risikobewertungen von LSM für Bauprojekte basieren auf einer Reihe von Kriterien, die für die Bestimmung des mit einem bestimmten Projekt verbundenen Risikoprofils sachdienlich und am massgeblichsten sind. Diese Risikokriterien wurden für die Hoch- und Tiefbau-Branche entwickelt und werden von uns als die vier Säulen bezeichnet. Jede Säule wird von einer Reihe von Faktoren beeinflusst, die im Folgenden dargestellt werden.

Säule 1: Management

Wir betrachten dies als die wichtigste und massgeblichste der vier Säulen. Im Wesentlichen konzentrieren wir uns hier auf die Erfahrung, die Fähigkeiten und die Erfolgsgeschichte des Projektmanagement-Teams und anderer Schlüsselpersonen. Das Engagement des Managements für das Risikomanagement und einschlägige Verfahren ist hier der wesentliche Faktor.

Säule 2: Technisches

Wir überprüfen die technischen Anforderungen des Projekts und wie sie den internationalen Planungsstandards und -normen entsprechen. Welches sind die Konstruktionsmethoden und welche Materialien sollen verwendet werden? Werden spezielle IT-Systeme und Software eingesetzt? Wie werden die Strukturen getestet und überwacht?

Säule 3: Umfeld

Sowohl natürliche als auch menschliche Einflüsse sind ein wichtiger Teil der Beurteilung. Elementargefahren, Wasser, Bodenverhältnisse und die physische Lage müssen berücksichtigt werden. Dies umfasst auch historische und geologische Daten hinsichtlich des Standorts. Umfasst das Projekt vorübergehende oder dauerhafte Massnahmen zur Änderung von Wasserläufen? Wie stark ist die Beeinflussung durch das kulturelle, soziale und politische Umfeld? Besteht die Möglichkeit von Unterbrechungen, Korruption, Vandalismus oder - im äussersten Fall - Terrorismus?

Säule 4: Arbeits- und Finanzplan

Wie wird das Projekt zeitlich und finanziell umgesetzt? Wir müssen verstehen, wie sich die Projektsumme aufgliedert, um festzustellen, welchen Aktivitäten mit hohem, mittlerem und niedrigem Risiko jeweils wie viel Geld zugewiesen wird. Um zu bestätigen, ob die Geldsummen angemessen sind, vergleichen wir sie mit anderen Projekten und Daten aus der Branche. Die Art der Arbeitsplanung ist ebenfalls ein Faktor: Ist die Reihenfolge der Aktivitäten sinnvoll? Beeinflussen jahreszeitliche Wetterereignisse wie starke Winde den Bau?